{"id":3557,"date":"2021-03-23T14:30:51","date_gmt":"2021-03-23T13:30:51","guid":{"rendered":"https:\/\/b13sfdy.myrdbx.io\/?p=3557"},"modified":"2021-11-12T18:33:28","modified_gmt":"2021-11-12T17:33:28","slug":"interview-alexander-bechtel","status":"publish","type":"nnc-playbook-posts","link":"https:\/\/b13sfdy.myrdbx.io\/en\/nnc-playbook-post\/interview-alexander-bechtel\/","title":{"rendered":"Post Corona City Playbook \u2013 Interview mit Alexander Bechtel"},"content":{"rendered":"
Alexander Bechtel<\/span><\/b> ist in der Strategieabteilung der Deutschen Bank f\u00fcr das Thema <\/span>Blockchain<\/span> und Digitale W\u00e4hrungen zust\u00e4ndig. Nebenbei forscht und publiziert er zu den Themen (unkonventionelle) Geldpolitik und digitale W\u00e4hrungen an der Universit\u00e4t St. Gallen. Er hat als externer Berater bei der Europ\u00e4ischen Zentralbank gearbeitet und einen Forschungsaufenthalt an der Stanford University absolviert. Obendrein ver\u00f6ffentlicht er seit 2019 einen der f\u00fchrenden deutschsprachigen Podcasts zum Thema digitale W\u00e4hrungen: In <\/span>Bitcoin, Fiat & Rock\u2019n\u2019Roll <\/span><\/i>taucht er regelm\u00e4\u00dfig in die Welt des neuen Geldes ein. Wir haben mit dem Zahlungsexperten \u00fcber die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise gesprochen und wollten von ihm wissen, welche finanztechnischen Innovationen uns in der Stadt der Zukunft erwarten.<\/span> Das Interview mit Alexander Bechtel fand am <\/span>08.02.2021<\/span><\/b> statt. Ende Januar lag die deutschlandweite <\/span>Sieben<\/span>-Tages-Inzidenz zum ersten Mal seit Oktober 2020 unter 100. Viele hoffen auf die baldige Lockerung der Corona-Schutzma\u00dfnahmen, w\u00e4hrend andere Stimmen sich f\u00fcr die Verl\u00e4ngerung des <\/span>Lockdowns<\/span> aussprechen und vor der Verbreitung ansteckenderer Virusmutationen warnen.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Urban Change Academy: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf deine Arbeit?<\/span><\/b><\/p>\n Alexander Bechtel<\/span><\/i>: Tats\u00e4chlich sehr, sehr wenig, weil ich schon immer mehr oder weniger arbeiten konnte, wann und von wo ich wollte. Das hei\u00dft, ich habe schon immer sehr viel Homeoffice gemacht, vor allem w\u00e4hrend meiner Promotion. Ich bin da zwischen Office und Homeoffice v\u00f6llig frei hin- und hergewandert. Und mein Team in der Deutschen Bank ist sowieso komplett remote. Mein Chef sitzt in Hamburg, meine anderen Kollegen sitzen in Frankfurt, Berlin und M\u00fcnchen. Bei uns l\u00e4uft sowieso alles <\/span>100<\/span> Prozent remote. Wir haben <\/span>uns einmal im Monat in Frankfurt getroffen, das f\u00e4llt jetzt weg. Aber ansonsten hat sich in der allt\u00e4glichen Arbeit sehr wenig getan. Ich gehe aktuell eben nicht mehr in das Deutsche-Bank-Office nach Z\u00fcrich, sondern sitze hier zuhause. Aber das ist f\u00fcr mich nichts Au\u00dfergew\u00f6hnliches.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Was war f\u00fcr Dich die \u00fcberraschendste Erkenntnis im Pandemie-Jahr?<\/span><\/b><\/p>\n Man vermisst erst Dinge, wenn man sie nicht mehr hat: der pers\u00f6nliche Austausch mit Menschen, das Rauskommen, auch mal wegzufahren; es wird einem erst bewusst wie wichtig das ist, wenn man es nicht mehr machen kann. Ich glaube, das war eine Erkenntnis. Ich bin jemand, der immer sehr fokussiert ist, der auch viel arbeitet und auch gar nicht so viel Urlaub gemacht hat in den letzten Jahren, aber mittlerweile vermisse ich es tats\u00e4chlich, dass man mal wieder rauskommt und nicht immer nur in den eigenen vier W\u00e4nden sitzt.\u202f<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Und im Bezug aufs Finanzsystem: Gab es da auch \u00fcberraschende Erkenntnisse?<\/span><\/b><\/p>\n Also positiv \u00fcberrascht war ich davon, wie schnell es doch ging, dass alle zusammengehalten und geholfen haben: dass der Bankensektor ganz schnell Kredite vergeben hat, dass der Staat auch schnell reagiert hat mit Hilfspaketen, dass man mutig war und viel Geld in die Hand genommen hat. Das ist ein Grund, warum es uns heute trotz allem noch so gut geht, und dass es gar nicht so dunkel aussieht. Das war eine positive \u00dcberraschung. Eine negative \u00dcberraschung war ganz klar \u2013 jetzt weniger auf die Geldpolitik bezogen \u2013 diese ganze <\/span>Leugnerschaft<\/span> der Corona-Krise. Damit habe ich meine Probleme.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Zentralbanken und Staaten stellen ja aktuell unglaublich viel Liquidit\u00e4t zur Verf\u00fcgung. Welche Auswirkungen haben diese Corona-Hilfspakete auf die ganze Geld- und Finanzwelt?<\/span><\/b><\/p>\n Bei Hilfspaketen muss man unterscheiden: Was ist Fiskalpolitik und was ist Geldpolitik? Fiskalpolitik sind die Hilfspakete, die vom Staat kommen. Da verschuldet sich der Staat im Endeffekt, um jetzt \u00dcberbr\u00fcckungskredite zu geben. Und das andere ist die Geldpolitik, da ist die Liquidit\u00e4t, die du gerade genannt hast. Ich denke, beides ist wichtig und notwendig, damit wir \u00fcber die n\u00e4chsten Monate kommen. Stellt euch vor, wir h\u00e4tten das nicht gemacht und es h\u00e4tte diese \u00dcberbr\u00fcckungskredite nicht gegeben, dann w\u00e4re jetzt ein ganz gro\u00dfer Teil der Gesch\u00e4fte, Restaurants, Friseure pleite. Da w\u00e4re sehr, sehr viel Infrastruktur kaputt gegangen und das wollen wir auf jeden Fall vermeiden. Und genau daf\u00fcr ist der Staat auch da, dass in Krisenzeiten Geld ausgegeben wird, um so eine schwierige Zeit zu \u00fcberbr\u00fccken. Von daher finde ich sowohl die Hilfspakete des Staates, das hei\u00dft die Fiskalpolitik, wichtig, als auch die sehr expansive Geldpolitik, weil die nat\u00fcrlich auch noch unterst\u00fctzend wirkt.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Es ist ja so, dass auch immer wieder die Angst vor einer Inflation da ist. Wie sch\u00e4tzt Du das ein?<\/span><\/b><\/p>\n Wenn man sehr viel Liquidit\u00e4t in den Markt pumpt, besteht nat\u00fcrlich immer die Gefahr einer Inflation. Kurzfristig ist es so, dass wir eher die Gefahr einer Deflation haben. Das hei\u00dft, in den n\u00e4chsten ein, zwei, vielleicht drei Jahren geht es eher darum, eine Deflation zu verhindern, anstatt Angst vor einer Inflation zu haben.\u202f<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n Die Frage ist, was passiert mittel- und langfristig? Inflationsraten steigen immer dann, wenn die Liquidit\u00e4t, die die Zentralbank schafft, auch in den Markt kommt, also wenn Banken anfangen, Kredite zu vergeben. Die ganze Liquidit\u00e4t, die die Zentralbank geschaffen hat, sitzt zum Gro\u00dfteil im Bankensektor. Die wird aber noch nicht weitergegeben \u2013 warum? Weil es <\/span>gar keine Nachfrage gibt, weil ja kein Wirtschaftswachstum da ist. Aber wenn sich die Wirtschaft wieder \u00f6ffnet, wenn die Leute wieder konsumieren, dann werden diese Kredite wieder nachgefragt und wenn das in einem sehr hohen Ma\u00dfe und sehr schnell passiert, dann kann so etwas auch mal explodieren und unkontrollierbar f\u00fcr die Zentralbank werden. Und dieses Potenzial schlummert gerade. Das hei\u00dft, die gro\u00dfe Schwierigkeit wird es sein, dass die Zentralbank dann auch konsequent ist und sagt: \u201cJetzt m\u00fcssen wir aufpassen, dass uns diese ganze Liquidit\u00e4t nicht aus den H\u00e4nden ger\u00e4t und dann tats\u00e4chlich zur Inflation f\u00fchrt\u201d.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n Eine Sache ist mir wichtig: Nur weil jetzt viel Liquidit\u00e4t im System ist, ist es nicht automatisch so, dass wir in f\u00fcnf Jahren sicher eine Inflation sehen. Da kann man sich auch viele Situationen vorstellen, in denen das nicht so kommen wird.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Wie unterscheidet sich denn die jetzige Wirtschaftskrise von historischen Wirtschaftskrisen wie etwa der Finanzkrise 2008? Gibt es da Unterschiede?<\/span><\/b><\/p>\n Ja, auf jeden Fall, ganz gro\u00dfe. Was wir heute sehen<\/span>,<\/span> nennen wir \u00d6konomen einen exogenen Schock. Das hei\u00dft, etwas von au\u00dfen hat dazu gef\u00fchrt, dass es zu einer Krise kam. Das war jetzt in dem Fall eine Pandemie. Da k\u00f6nnen weder die Banken noch die Industrie etwas daf\u00fcr, da hat niemand einen Fehler gemacht. Wenn man das mit der letzten gro\u00dfen Finanzkrise 2007, 2008, 2009 vergleicht, dann war das eine Krise, die aus dem System selbst kam. Die kam daher, dass in den USA viel zu viele Immobilienkredite vergeben wurden, dass sich dann Banken verschuldet haben, dass Banken in verbriefte Kredite investiert haben, die Schrottpapiere waren. Ein paar Jahre sp\u00e4ter die Euroschuldenkrise: Das war eine Krise, die <\/span>daher kam<\/span>, dass die europ\u00e4ischen Staaten zu hoch verschuldet waren. Das sind alles endogene Krisen, die sich aus dem System selbst entwickelt haben, w\u00e4hrend diese jetzige Pandemie eine exogene Krise war \u2013 wie ein Meteorit, der pl\u00f6tzlich einschl\u00e4gt. Damit muss man dann umgehen.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Was erwartest Du denn f\u00fcr dieses Jahr in Bezug auf die Finanzwelt? Was wird passieren? Was darf auf keinen Fall passieren?<\/span><\/b><\/p>\n Es kommt nat\u00fcrlich ganz darauf an, wie es mit der Krise weitergeht. Wenn der Impfstoff bald anschl\u00e4gt und wir die Wirtschaft wieder \u00f6ffnen k\u00f6nnen, dann denke ich, sind wir echt glimpflich durch diese Krise gekommen. Klar, wir haben eine h\u00f6here Schuldenquote, aber die ist auch nicht h\u00f6her, als sie vielleicht noch vor zehn Jahren war. Von daher w\u00fcrde ich sagen, haben wir das in Deutschland echt gut hinbekommen. Problematisch wird es, wenn es wirklich noch mal eine dritte, vierte, f\u00fcnfte Welle gibt und wir nochmal ein Jahr lang mehr oder weniger im <\/span>Lockdown<\/span> leben. Dann stellt sich nat\u00fcrlich irgendwann die Frage: K\u00f6nnen wir die Wirtschaft irgendwie am Leben halten, dadurch dass wir immer mehr Kredite vergeben? So was kann nicht ewig funktionieren. Der Staat hat nicht unendlich tiefe Taschen und auch die Zentralbank kann nur bedingt auf diese ganzen Dinge einwirken.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Gibt es denn irgendwas rund um die Entwicklung mit Corona und mit Blick auf die Wirtschaft, sei es volkswirtschaftlich oder in den Unternehmen, das dich beunruhigt?<\/span><\/b><\/p>\n Es wird Branchen geben, die auch nach Corona leiden, weil sie weniger gefragt sind. Dazu werden beispielsweise Fluggesellschaften geh\u00f6ren. Es wird sehr lange dauern, bis wir wieder auf dem Level sind wie vor der Krise, also dass wieder so viel gereist wird. Das hei\u00dft, so eine Firma wie die Lufthansa, die kommt nicht darum herum, viele Leute zu entlassen und sich so gesundzuschrumpfen. Das ist nur ein Beispiel von vielen Branchen, die leiden werden. Das hei\u00dft aber nicht, dass das Geld, das vorher f\u00fcr diese Branchen ausgegeben wurde, nicht f\u00fcr etwas anderes ausgegeben wird. Dann stellt sich die Frage: Finde ich das systematisch <\/span>schlecht? Wir Volkswirte nennen das immer <\/span>Deadweight<\/span><\/i> Loss<\/span><\/i>: Geht etwas verloren oder verschiebt sich der Konsum einfach nur woanders hin? Das kann man gut oder schlecht finden, aber solange der Konsum und die Wirtschaftsleistung noch da ist, ist die Wirtschaft zumindest als Ganzes nicht gesch\u00e4digt. Spontan sehe ich nicht, dass es einen massiven <\/span>Deadweight<\/span><\/i> Loss<\/span><\/i> gibt. Wie gesagt, alles unter der Annahme, dass wir in den n\u00e4chsten Monaten nicht noch eine vierte, f\u00fcnfte, sechste Welle haben. Sollte das der Fall sein, dann sehe ich das gro\u00dfe Problem, dass Infrastruktur verloren geht. Das kann Jahre dauern, bis sich sowas erholt.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Was ist denn mit Kultur und Kreativschaffenden? Werden die mitgerechnet in den ganzen Prognosen?<\/span><\/b><\/p>\n Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel daf\u00fcr was passieren kann, wenn die Pandemie zu lange dauert; dann gehen n\u00e4mlich Dinge kaputt, die man nicht mehr reparieren kann. Wir richten da langfristig Sch\u00e4den an, wenn wir diese Zeit nicht \u00fcberbr\u00fccken und die Leute oder die Gesch\u00e4fte nicht am Leben halten. Wenn K\u00fcnstler gezwungen sind ihren Beruf aufzugeben, kommen sie eventuell nach der Krise nicht wieder zur\u00fcck.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Was denkst Du, bedeutet Corona f\u00fcr die Zukunft des Geldes?<\/span><\/b><\/p>\n Was wir jetzt sehen ist, dass bereits sehr viel mehr digital, also bargeldlos, bezahlt wird. Das war am Anfang auch so gew\u00fcnscht. Viele L\u00e4den haben kein Bargeld mehr angenommen, weil Angst davor geherrscht hat, dass Bargeld ein m\u00f6glicher \u00dcbertragungsweg des Virus sein k\u00f6nnte. Ich glaube, das hat dazu gef\u00fchrt, dass sehr viele Leute gemerkt haben, dass bargeldloses Zahlen gar nicht so unbequem <\/span>ist<\/span>. Und ich denke, der Trend wird sich fortsetzen. Viele Leute haben sich jetzt an diese Art des Zahlens gew\u00f6hnt. Es gibt Statistiken der Bundesbank, die ganz klar zeigen, dass bargeldloses Zahlen stark zugenommen hat in den letzten Monaten.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Was erwartet uns sonst noch in finanztechnischer Hinsicht in der Stadt der Zukunft?<\/span><\/b><\/p>\n Eine Vision ist, dass wir in Zukunft eine <\/span>Economy <\/span><\/i>of<\/span><\/i> Things<\/span><\/i> haben werden. Das hei\u00dft, Dinge werden zu Wirtschaftsteilnehmern: ein Auto wird ein Wirtschaftsteilnehmer, eine Parkuhr oder ein M\u00fcllcontainer k\u00f6nnen Wirtschaftsteilnehmer werden und diese Dinge werden in Zukunft auch Zahlungen t\u00e4tigen. Gehen wir mal davon aus, dass wir in Zukunft selbstfahrende Autos haben. Das hei\u00dft, dass ich selbst kein Auto mehr besitze, sondern ich verlasse meine Wohnung, dr\u00fccke auf mein Smartphone und es kommt ein Auto vorbeigefahren \u2013 autonom, nimmt mich mit, f\u00e4hrt mich in die Innenstadt, parkt da im Parkhaus. Das Auto zahlt auch direkt das Parkhaus. Ich muss nichts mehr machen. Es holt mich dann wieder ab, f\u00e4hrt mich wieder nach Hause und dann f\u00e4hrt das Auto an die n\u00e4chste Lades\u00e4ule, l\u00e4dt sich wieder auf und zahlt auch direkt die Lades\u00e4ule. Und ich habe ein Abo, das wird alles transparent f\u00fcr mich abgerechnet, ich muss mich im Endeffekt um gar nichts mehr k\u00fcmmern. Das sind alles Dinge, die mit neuer Technologie m\u00f6glich sind. Da geht es um <\/span>IoT<\/span> (Internet <\/span>of<\/span> Things): Gegenst\u00e4nde, wie ein Auto, werden zu Wirtschaftsteilnehmern, die Zahlungen ausf\u00fchren k\u00f6nnen.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Wie zeitnah rechnest Du mit solchen Entwicklungen?<\/span><\/b>\u00a0<\/span><\/p>\n Technisch m\u00f6glich ist es heute schon. Es gibt auch schon erste Prototypen, Bosch arbeitet zum Beispiel an einem Lades\u00e4ulenkonzept, womit ein Auto eine Lades\u00e4ule bezahlen kann oder auch ein Auto eine Parkuhr. Die Infrastruktur muss daf\u00fcr aber noch gebaut werden. Ich <\/span>w\u00fcrde mal sagen, den ersten Prototypen sehen wir in den n\u00e4chsten Jahren, dass das f\u00fcr uns v\u00f6llig normal wird, dass unser Auto selbstst\u00e4ndig Rechnungen bezahlt, da reden wir eher von zehn Jahren plus.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Gibt es noch weitere Ph\u00e4nomene, die wir jetzt noch nicht beobachten, aber die Du f\u00fcr die St\u00e4dte der Zukunft erwartest?\u202f<\/span><\/b><\/p>\n Ja. Ich kann Teilhaber in meiner Stadt werden, indem ich die Stadt investierbar mache. Ich kann beispielsweise Besitzer eines Parkhauses werden, indem ich es <\/span>tokenisiere<\/span>. Heute kann ich das Parkhaus nur als Ganzes verkaufen. Solche Investments k\u00f6nnen nur von gro\u00dfen Investoren geschultert werden. Anders w\u00fcrde es in einer Welt laufen, in der ich Dinge <\/span>tokenisieren<\/span> und investierbar machen kann. Sagen wir mal, das Parkhaus wird in eine Million Token aufgeteilt und jeder kann einen Token besitzen. Das hei\u00dft, ich besitze im Endeffekt 0,0001 Prozent dieses Parkhauses und werde dann auch an den Renditen, die das Parkhaus abwirft, beteiligt. Wenn ein autonom fahrendes Auto in dem Parkhaus parkt und am Ende des Tages wieder rausf\u00e4hrt und seine Parkgeb\u00fchr begleicht, bekomme ich in dem Moment auch sofort einen Teil dieser Parkgeb\u00fchr auf mein Handy \u00fcberwiesen. So etwas ist in Zukunft m\u00f6glich und ich glaube, das ist f\u00fcr eine Community gar nicht schlecht. Solche Konzepte erm\u00f6glichen Teilhabe. Ich kann Investor in meine Community werden und kann Projekte finanzieren. Wenn es hei\u00dft, es soll ein neues Parkhaus gebaut werden, m\u00f6chtest du da investieren? Dann kaufst du dir einfach ein Prozent davon und tr\u00e4gst dazu bei, dass solche Projekte bei dir in der Nachbarschaft umgesetzt werden k\u00f6nnen. Es ist aber auch m\u00f6glich, dass ein Taxifahrer in Japan f\u00fcnf Euro in dieses Parkhaus investiert, wodurch es eine viel gr\u00f6\u00dfere Investorenbasis gibt, sodass ich dann vielleicht auch leichter Projekte umsetzen kann. Es wird ein St\u00fcck weit demokratischer werden.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Du hast vorhin kurz die Bedeutung von <\/span><\/b>IoT<\/span><\/b> (Internet <\/span><\/b>of<\/span><\/b> Things) f\u00fcr die Zukunft von St\u00e4dten angerissen. Mit welchen Entwicklungen k\u00f6nnen wir in dem Bereich noch rechnen?<\/span><\/b><\/p>\n Parkplatzsensoren im Boden, zum Beispiel. Jeder Parkplatz hat einen kleinen Sensor im Boden und zeigt dir an, welcher Parkplatz frei ist oder nicht. Das hei\u00dft, du musst nicht mehr stundenlang mit deinem Auto durch die Stra\u00dfen fahren, sondern du hast eine App und siehst direkt, hier in der Nebenstra\u00dfe ist ein Parkplatz frei und du f\u00e4hrst dann direkt dorthin. Dann kannst du sagen \u2013 um wieder das Beispiel mit dem <\/span>Tokenisieren<\/span> aufzugreifen \u2013 vielleicht ist das ein Privatparkplatz von irgendjemandem, der den gemietet hat. Weil der Besitzer aber tags\u00fcber bei der Arbeit ist, verkauft er den Parkplatz einfach. Das hei\u00dft, ich <\/span>tokenisiere<\/span> den Parkplatz und derjenige, der dann da draufsteht, kann sich bei mir einloggen, das Auto bezahlt dann den Parkplatz und das Geld landet bei mir als Parkplatzbesitzer direkt in meiner Wallet.\u202f<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n Ein anderes Beispiel sind M\u00fcllk\u00fcbel, die ausgeleert werden <\/span>m\u00fcssen<\/span> aber ein bisschen weiter weg stehen, sodass ich nicht jeden Tag hinfahren will. Da kann ich einen kleinen Sensor installieren, der mir anzeigt, wenn der M\u00fcllk\u00fcbel voll ist. Dadurch wird der M\u00fcllk\u00fcbel automatisch nur dann ausgeleert, wenn er auch wirklich voll ist. Ich glaube, wenn man da mal ein bisschen dr\u00fcber nachdenkt, fallen einem noch ganz, ganz viele Dinge ein.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Welche deiner F\u00e4higkeiten helfen <\/span><\/b>Dir<\/span><\/b> in diesen Zeiten besonders, um auf Ver\u00e4nderungen einzugehen?<\/span><\/b>\u00a0<\/span><\/p>\n Ich glaube, ich bin generell offen und jemand, der interessiert an neuen Dingen ist. Das sieht man auch daran, dass ich beruflich Innovationsthemen begleite. Ich habe generell keine Angst vor Ver\u00e4nderung, ich finde das eher spannend. Ich glaube, das ist kein Nachteil in der <\/span>Pandemie, weil sich Dinge ver\u00e4ndern und viele Dinge ungewiss sind. Dadurch, dass ich in meinem Job generell mit ganz vielen Dingen zu tun habe, die wir jetzt noch nicht verstehen und die eventuell in der Zukunft eine gro\u00dfe Auswirkung auf uns haben, schockiert mich das vielleicht auch weniger, was wir jetzt in der Pandemie erleben und ich mache mir weniger Sorgen.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Welche F\u00e4higkeiten brauchen St\u00e4dte aus Deiner Sicht, um jetzt gut durch die Krise zu kommen?<\/span><\/b><\/p>\n Wir brauchen Mut zur Ver\u00e4nderung. Nicht immer zu lang an alten Konzepten festhalten. Wenn wir der Meinung sind, dass <\/span>Shared<\/span> Mobility eine gute Idee ist oder wenn wir der Meinung sind, dass Fahrradfahren gest\u00e4rkt werden soll, dann m\u00fcssen wir einfach mal mutig sein und vorangehen. Da muss man zur Not auch mal gegen eine Autolobby ank\u00e4mpfen, zum Beispiel. Mut in der Politik und bei Unternehmen w\u00fcrde weiterhelfen, denn ich glaube, es gibt zu einigen grundlegenden Punkten relativ gro\u00dfen Konsens dazu, was unseren St\u00e4dten guttun w\u00fcrde. Und es gibt immer auch Interessensgruppen, die sich dagegenstellen und den Status <\/span>quo<\/span> verteidigen wollen. In diesen Situationen braucht es Mut, sich auch mal gegen den Wind zu stemmen.<\/span>\u00a0<\/span><\/p>\n \u00a0<\/span><\/p>\n Vielen Dank!<\/span><\/b>\u00a0<\/span><\/p>\n <\/p>\n Bildquelle: \u00a9 Alexander Bechtel<\/span><\/p>","protected":false},"featured_media":3558,"template":"","categories":[45],"tags":[],"class_list":["post-3557","nnc-playbook-posts","type-nnc-playbook-posts","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","category-perspektiven"],"acf":[],"yoast_head":"\n
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