Junge Partizipation: Die Zukunft der Stadtentwicklung

Screenshot der 3D-Visualisierung vom Fittja Centrum
Über eine interaktive 3D-Visualisierung werden die Ideen der Mädchen von Botkyrka erfahrbar gemacht © Urban Girls Movement Botkyrka
Kinder sind die Zukunft. Das merken wir nichts zuletzt bei Bewegungen wie Fridays for Future, die mit viel Ehrgeiz, Wut und Mut die Klimadiskussion auf eine neue Stufe gestellt haben. Auch bei der Stadtentwicklung nehmen Kinder und Jugendliche eine wichtige Rolle ein und werden zunehmend in den Fokus gestellt.

Einige von uns werden die Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr erleben, unsere Nachkommen dafür umso mehr. Wenn wir unseren Planeten für nachfolgende Generationen erhalten wollen, müssen wir jetzt handeln. Beim Klimawandel nehmen Städte einen besonderen Stellenwert ein, da sie maßgeblich Einfluss auf das Klima haben. Bei der nachhaltigen Stadtentwicklung geht es jedoch nicht nur um Planungsentscheidungen, die das Klima beeinflussen, es geht auch darum, Städte unabhängig vom Klima lebenswert zu gestalten. Wir müssen die Stadt als Kommunikationsraum begreifen und Möglichkeiten schaffen, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen außerhalb der Wohnung zu ermöglichen.

Stadtmacher*innen der Zukunft

Bei der Kinderstadt Hamburg können Kinder und Jugendliche eine Stadt nach ihren Wünschen und Bedürfnissen erproben. Fast zwei Wochen lang wird die Hafencity zum Experimentierraum für Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren. Dabei geht es nicht nur darum, einen neuen Spielplatz zu gestalten, sondern das Leben und auch Arbeiten in der Stadt zu testen. Die Kinder können dort Theater spielen oder für die Stadtzeitung schreiben und dafür (unechtes) Geld verdienen. Sie können schrauben, sägen und basteln und ihre eigene städtische Utopie entwickeln. Eine Stadt funktioniert aber nicht ohne Stadtpolitik, daher können die Kinder auch eigene Stadtversammlungen einberufen und dadurch demokratische Prozesse kennenlernen.

Die Kinderstadt findet vom 11. – 22. Juli 2022 statt und öffnet täglich von 10-16 Uhr.

„Plan a city for girls and it will work for everyone“

Um Städte lebenswert und resilient zu gestalten, müssen die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen in den Vordergrund gestellt werden. Das bedeutet keinesfalls, dass die Bedürfnisse von Männern und Jungen dadurch unerfüllt bleiben, diese werden automatisch mit berücksichtigt. Den Fokus auf Mädchen zu lenken bedeutet, dass die Stadt vielschichtiger betrachtet wird und mehr Potenziale und Probleme sichtbar werden, für die dann Lösungen entwickelt werden können.

Das Urban Girls Movement Botkyrka ist ein schwedisches Projekt, dass das Wissen um feministische Sichtweisen in der Stadtentwicklung auf lokaler Ebene vermitteln möchte. In sechs Innovationslaboren arbeiteten Mädchen aus dem Stockholmer Vorort Botkyrka mit Stakeholdern zusammen, um innovative Lösungen für die Probleme des Ortes zu identifizieren. Die Ideen der Kinder und Jugendlichen zentrieren sich um die Metrostation Fittja und das dortige Einkaufszentrum. Die Ideen der Kinder und Jugendlichen fördern dort Aktivitäten und die Zugänglichkeit und ermöglichen dadurch, dass der Bereich um die Station wieder belebter, der nachbarschaftliche Zusammenhalt gestärkt und die Gegend zu einem sichereren Ort wird.

Die Ideen wurden im Computerspiel Minecraft dreidimensional visualisiert und ermöglichen eine interaktive Wanderung durch Fittja. Nicht nur das Projekt ist ein innovativer Ansatz, um Fittja zu revitalisieren, auch die Nutzung von Minecraft ist eine originelle Idee, um die Visionen der Mädchen zu visualisieren und darüber anderen zugänglich zu machen.

„Use simple ways, use imagination“

So die Worte von Piia Sipinen bei der Urban Future 2022 in Helsingborg. Beim Panel „Getting those on board who really count“ ging es vor allem auch um die Beteiligung von Kindern. Beim Vortrag von Piia Sipinen speziell um die Beteiligung von Kindern bei der Gestaltung eines Parks in Finnland. Ihre Herangehensweise: Use simple ways, use imagination.

In Jyväskylä gibt es die Statue Pupumuori, die im Pupuhuhta Park steht. Den Kindern einer dortigen Grundschule wurde die Aufgabe gestellt, Ideen zu sammeln, wie der Bereich um die Statue gestaltet werden kann. Die Kinder waren völlig frei in der Darstellung ihrer Ideen und so sind Zeichnungen, Texte, aber auch Modelle entstanden. Gemein war den Ideen, dass das Spielen eine große Rolle spielt und es die Möglichkeit geben soll, sich dort mit anderen zu treffen und zu essen. Die besten Ideen sollen im Park umgesetzt werden.

In unserem Blogpost über unsere Eindrücke der Urban Future 2022 haben wir bereits den Spielplatz Dockanparken erwähnt, dessen Soundscape von Efterklang entwickelt wurde. Auch bei diesem Spielplatz wurden Kinder bei der Planung einbezogen, von ihnen stammte der Wunsch, dass der Spielplatz eine Dschungelthematik haben soll. Dockanparken wurde erst Ende Mai eröffnet, aber wird schon jetzt sehr stark von Kindern genutzt. Aber auch Erwachsene besuchen den Spielplatz und lassen sich von Dschungelsounds und interaktiven Modulen berauschen.

Visualisierung des Spielplatzes Dockanparken © Krook und Tjäder

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