Die Urban Future ist Europas größte Konferenz für Stadtmacher*innen. Entstanden aus einem Workshop in Graz, ist die Urban Future mittlerweile eine Community aus 50.000 urban change-makers. Mehr als 2000 Stadtmacher*innen sind Anfang Juni nach Helsingborg gereist, um sich dort mit anderen zu vernetzen und von Erfolgen und Misserfolgen städtischer Projekte zu hören. Auch wir haben uns von den Panels und Workshops inspirieren lassen.
Kindern eine Stimme geben
Urbane Nachhaltigkeit und Klimaschutz waren die Hauptthemen der diesjährigen Urban Future, aber auch andere Themen sind in Helsingborg immer wieder angeklungen. So zum Beispiel die Einbindung der jungen Generation. Kinder und Jugendliche spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unser städtischen Umwelt, insbesondere von öffentlichen Räumen. In den Panels wurden einige spannende Beispiele genannt, bei denen junge Menschen in den Planungsprozess eingebunden wurden. Von einigen besonders beachtenswerten Best Cases lest Ihr in unserem Blogpost über junge Partizipation.
„Please don’t change the skyline“
Leerstände ungenutzt verkommen zu lassen ist verschenktes Potenzial. Das sieht auch der Bürgermeister von Porto so. Rui Moreira hat beim Panel „Brownfield Unicorns“ spannende Insights in die Umnutzung des stillgelegten Schlachthofs Matadouro in Campanhã gegeben. Schon seit 2016 läuft das Projekt und soll voraussichtlich 2023 fertiggestellt werden. Ein langer Zeitraum, aber für die über 20.000 Quadratmeter, die zur (Um)Bebauung zur Verfügung stehen, nicht ungewöhnlich. Neben Gewerbeflächen soll der alte Schlachthof ein Museum, Hörsäle und Ateliers beherbergen, aber vor allem auch der Gemeinde Raum für soziale Projekte geben.
Auf die Bitte des Moderators, abschließende Worte zu äußern, antwortete Rui Moreira „please don’t change the skyline“ und setzte damit ein klares Statement für die Nutzung bereits bestehender Gebäude und Materialien, anstatt diese abzureißen und neu zu bauen.
Women changing the world
So der Titel eines Panels, bei dem es um die Führungsqualitäten von Frauen ging. Zu Beginn wurde eine Studie vorgestellt, die untersuchte, wie Länder die Corona-Pandemie meisterten – in Abhängigkeit vom Geschlecht der regierenden Person. Das Ergebnis: Länder, die zu dem Zeitpunkt der Studie von Frauen regiert wurden, verzeichneten weniger Sterbefälle, die mit Covid zusammenhingen. Besonders spannend fanden wir eine Grafik, die zeigte, welche Worte von den Regierenden besonders häufig genutzt wurden. Während männliche Regierungspersonen gleichwertig von Ökonomie und den zu rettenden Leben sprachen, betonten die Frauen die Gemeinschaft und bestärkten die Bürger*innen darin, dass sie den Verlauf der Pandemie beeinflussen können. Wieder einmal zeigt sich: Gerade im Stadtkontext sind die Bürger*innen der Schlüssel zum Erfolg.
Im Anschluss an die Studie gab es noch eine energetische Talkrunde mit tollen und inspirierenden Speaker*innen.
Wie klingt Helsingborg?
Am dritten Tag der Urban Future wurde die gelernte Theorie in der Praxis veranschaulicht. Im Rahmen von Field Trips wurden Projekte vorgestellt, die besonders nachhaltig und innovativ sind. Wir haben an einem Soundwalk mit Efterklang teilgenommen und akkustisch auffällige Orte im Stadtkern Helsingborgs erkundet. Dabei haben uns Manne und Martin auch zwei Projekte gezeigt, die Efterklang entwickelt hat: Dockanparken, ein Dschungel-Spielplatz in Oceanhamnen, und eine überraschend niedrige Schallmauer an einer viel befahrenen Straße im Osten der Stadt, die den Lärm der Autoreifen um 12 dB verringert. Bei einer schwedischen Fika mit Kardamomschnecke und Kaffee konnten wir den Effekt der Mauer deutlich hören. Ein schöner und leckerer Abschluss der dreitägigen Konferenz in Helsingborg.