Unsere Städte werden immer dichter. Dadurch steigen auch die Anforderungen an Naherholungsräume, Rückzugsorte und nachbarschaftliche Treffpunkte. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat uns gelehrt, wie bedeutsam Grün- und Freiflächen für unser Wohlbefinden sind. Was Parks, Wiesen und Co. für Menschen attraktiv macht, ist allerdings immer eine Frage der Perspektive. Damit Grünräume zu Orten für alle werden, braucht es co-kreative Mitwirkungsprozesse, die das Alltagswissen der Bürger*innen mit dem Fachwissen von Expert*innen zusammenbringen.
Deine Geest: Ein co-kreativer Mitwirkungsprozess für Hamburg
Eines unserer Lieblingsbeispiele für gute Beteiligung ist das Projekt »Landschaftsachse Horner Geest« aus Hamburg. Die frisch erschienene Abschlussdokumentation stellt den fünfjährigen Prozess zur Qualifizierung von Hamburgs längstem Park vor. Als neun Kilometer langes grünes Band verbindet die Horner Geest ganze fünf Stadtteile miteinander. Das ambitionierte Ziel der Stadt Hamburg bei Projektstart: das eher unbekannte grüne Band in die Köpfe der Hamburger*innen zu tragen, die Landschaftsachse durchgängig erlebbar zu machen und die Menschen dafür zu begeistern, „ihre“ Geest mitzugestalten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine mobile Open-Air-Küche, ein Boulderfelden für Jung und Alt, eine Station zum Beobachten von Fledermäusen, Gemeinschaftsgärten, ein Fitness-Parcours und ein Ort zum Sprayen samt Breakdance-Podest.
Co-Kreation heißt: ein Wechselspiel aus Fach- und Alltagswissen
Um die besten Ideen für die Geest zu finden, führte das Büro urbanista von Mai 2016 bis Januar 2017 den mehrstufigen Mitwirkungsprozess »Deine Geest« durch. Das Verfahren rief Bürger*innen auf, eigene Vorstellungen, Ideen und Wünsche für den Freiraum einzureichen und reservierte für die Umsetzung insgesamt eine Million Euro. Aus über 230 eingereichten Projektideen wählten rund 2500 Hamburger*innen gemeinsam mit einer Jury in zwei Wahlgängen ihre Lieblingsprojekte aus. Gemeinsam mit Landschaftsarchitekt*innen und Vertreter*innen der Verwaltung schärften interessierte Bürger*innen die ersten Ideen anschließend zu tragfähigen und umsetzbaren Konzepten. Besonders toll: Die aus dem Prozess entstandenen Trägerschaften organisieren und betreuen die Projekte bis heute.